Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(2): 108-113
DOI: 10.1055/s-0033-1336587
Fachwissen
Intensivmedizin Topthema: Akutes Nierenversagen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akutes Nierenversagen – Evidenzbasierte Therapie mit Nierenersatzverfahren – intermittierend vs. CRRT

Evidence-based renal replacement therapy – intermittent versus CRRT
Achim Jörres
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Publication Date:
15 March 2013 (online)

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Zusammenfassung

Kontinuierliche und diskontinuierliche Nierenersatzverfahren stellen prinzipiell gleichwertige Therapieansätze beim akuten Nierenversagen dar. In der Praxis ist eine individuelle, auf die klinische Situation zugeschnittene Therapiestrategie zu bevorzugen, welche auch einen Wechsel zwischen den Verfahren beinhalten kann. Bei hämodynamisch instabilen Patienten oder bei drohendem Dysequilibrium und Hirnödem bieten CRRT oder verlängerte intermittierende Verfahren praktische Vorteile. Für die Akuttherapie einer lebensbedrohlichen Elektrolytentgleisung oder einer metabolischen Azidose ist eine intermittierende Hämodialyse zu bevorzugen. Insgesamt sollten die Verfahren nicht als konkurrierend sondern als komplementär betrachtet werden.

Abstract

Continuous and intermittent renal replacement procedures are equally adequate therapies for acute kidney injury. The choice of modality should be made individually and on the basis of the specific clinical situation which may include switching between modalities during the course of treatment. In patients with haemodynamic instability or at risk of disequilibrium and cerebral edema CRRT or prolonged intermittent treatment may offer advantages whilst IHD should be preferred for the acute treatment of life-threatening electrolyte abnormalities or metabolic acidosis. Overall, the different modalities should be viewed as complementary.

Kernaussagen

  • Aus den aktuellen Richtlinien und auf Basis der bisherigen klinischen Studien lässt sich keine generelle Bevorzugung eines Verfahrens für die initiale Nierenersatztherapie bei akutem Nierenversagen ableiten.

  • Die extrakorporale Behandlungsstrategie sollte nach der spezifischen klinischen Konstellation ausgewählt und regelmäßig kritisch reevaluiert werden.

  • Wesentliche Aspekte hierbei sind die hämodynamische Situation des Patienten, sein Flüssigkeitshaushalt, ein etwaiges Blutungsrisiko sowie die erforderliche Flexibilität für Mobilisierung, Diagnostik oder Interventionen.

  • Kontinuierliche oder verlängerte intermittierende Verfahren bieten Vorteile in der Behandlung des kreislaufinstabilen und überwässerten Patienten und können zur Vermeidung einer osmotischen Dysregulation (mit der Folge eines Hirnödems oder Dysequilibrium-Syndroms) beitragen.

  • Die intermittierende Hämodialyse bietet sich besonders an zur Behandlung des isolierten akuten Nierenversagens sowie zur Akuttherapie bei lebensbedrohlichen Störungen des Elektrolyt- oder Säure-Basen-Haushalts.

Ergänzendes Material